Partnerschaftstour 2004 - 7. Reisebericht (Martin)
Noch 850 Tage bis zum 850. Geburtstags Cottbus'
Gemeinsam mit vielen Kindern und einigen Vertretern der Stadt wurden wir heute auf dem Alten Marktplatz von Cottbus als Gelsenkirchener Partnerschaftsdelegation begruesst. Wir erzaehlten den Passanten kurz von unserer Radtour und ließen dann mit den Kindern 850 Luftballons steigen, die den runden Geburtstag der Stadt in 850 Tagen ankündigen sollen.
Gestern früh haben wir die deutsch-polnische Grenze in Guben überrollt, nachdem wir noch eine letzte Nacht in den großen polnischen Wäldern gezeltet und uns mit den zahlreichen Stechmücken abgeplagt hatten. Zum Andenken an diese Nacht im Walde durfte mir Michael gleich zwei Zecken aus der Haut drehen.
Nach über drei Monaten im Ausland war es ein ungewohntes Gefühl plötzlich wieder alle Schilder lesen und die Menschen verstehen zu können. Mehrmals wunderten wir uns über deutsche Musik im Radio, da wir unsere Rückkehr noch nicht ganz verinnerlicht hatten.
In Polen konnten wir uns nach einem Besuch im Olsztyner Pfadfindercamp noch zwei weitere Tage nördlich von Posen an einem kleinen Badesee erholen. Wir nutzten die Zeit mit bewusstem Nichtradeln, nachdem wir einen weiteren Bürgermeisterempfang in der Kleinstadt Wagrowiec hinter uns gebracht hatten, der von den zwei Gelsenkirchener Radtouristen Wind bekommen hatte.
Von Guben aus radelten wir den Neißeradweg nach Süden und erhielten bald einen Einblick in den riesigen Braunkohletagebau Jänschwalde, dessen Vortrieb den vons uns zuvor geplanten Radweg nach Cottbus bereits vor Monaten verschlungen hatte. In einem kleinen Dorf nahe der Abbruchkante unterhielten wir uns mit einer alten Bäuerin, die sich über den Raubbau an der Natur, der ganze Dörfer verschlingt, und die scheinheilige Renaturierung aufregte. Sah sie unsere Radreise auch erst sehr skeptisch, so konnten wir sie dann doch mit unserer Spendenaktion überzeugen.
Hier in Cottbus werden wir den Hort der "Albert Schweitzer Förderschule für Erziehungshilfe" mit ihren Spendengeldern unterstützen. Einige der Ferienkinder führten uns gerade durch die Einrichtung in der 45 sozial auffällige Kinder nachmittags durch Sonderpädagogen betreut werden, um ihnen eine spätere konventionelle Schullaufbahn zu ermöglichen.
Nach der Wende hat es Cottbus in kurzer Zeit geschafft, ihr altes Stadtbild der Jahrhundertwende in vielen sanierten und teils nachgebauten Gebäuden wiederherzustellen. Uns gefiel vor allem das Branitzer Schloss mit dem wunderschönen englischen Garten, wo wir unter einer alten Buche die letzte Rast vor dem Eintreffen in unserer ostdeutschen Partnerstadt einlegten.
Zwei Tage werden wir uns hier umschauen und dann den Weg nach Newcastle zur letzten unserer sechs Partnerstädte beginnen.